Musik und Zyklus - mit zyklischem Üben die weiblichen Superkräfte nutzen
- Dr. Teresa Wenhart
- 14. Juli 2023
- 2 Min. Lesezeit
In der Sportmedizin ist dem Menstruationszyklus angepasstes Training schon länger die Regel. Bisher gibt es jedoch keine Empfehlungen und Artikel zu zyklusabhängigem Üben, Musizieren und Performen. Wie verändern sich Muskeln, Neuroplastizität, Wahrnehmung, Stimme und Stimmung während des Zyklus und was bedeutet das für das Üben, Auftritte und emotionale Stabilität? Darum soll es in dieser Serie von Blogartikeln gehen.
Disclaimer: Es gibt keine wissenschaftlichen Belege, dass Frauen in Gehör, musikalischen Dimensionen, Intelligenz oder kognitiven Funktionen schlechter abschneiden als Männer! Einzig für körperliche Aspekte wie Muskelkraft finden sich im Durchschnitt Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Die Blogartikel zum Thema Musik, Frauen und Zyklus können genauso wenig als solchen Beleg verwendet werden. Relative Stärken und Schwächen über den Zyklus oder hormonelle Abhängigkeiten bewegen sich in einem Rahmen, der entweder objektiv gar nicht messbar ist, oder sich im Bereich der normalen Tages- und Uhrzeitabhängigen Schwankung menschlicher Fähigkeiten bewegt. Es geht daher lediglich darum, wie Frauen den Vorteil nutzen können, der sich daraus ergibt, dass ein Teil ihrer Fähigkeitsschwankungen im Vergleich zu Männern systematisch ist.
Warum sollte jede Musikerin musikalisches Zyklustracking praktizieren?
Hormone, wie Geschlechtshormone (Testosteron, Östrogen, Progesteron) oder Schilddrüsenhormone, haben bekanntlich Einfluss auf die körperlichen und psychischen Funktionen. Weil Geschlechtshormone bei Frauen jedoch einem monatlichen Zyklus unterliegen und ihr absolutes Level so wie ihre relative Höhe verglichen miteinander stetig und sehr individuell schwanken, ist es äußerst schwierig, konsistente Forschungsergebnisse zum Einfluss dieser Hormone zu erzielen. In der Sportmedizin ist dem Menstruationszyklus angepasstes Training schon länger die Regel und auch im beruflichen Alltag orientieren Frauen mehr und mehr ihre Arbeitsweise und Produktivität an ihrer Zyklusphase. Bisher gibt es jedoch keine Empfehlungen oder Artikel zu zyklusabhängigem Üben, Musizieren und Performen. Was können wir Musikerinnen von der Sportmedizin des weiblichen Körpers lernen? Wie können wir den Zyklus optimal für uns nutzen? Und welche Forschungsergebnisse gibt es überhaupt. Zunächst ist es jedoch wichtig, den eigenen, individuellen Zyklus genauer kennen zu lernen.
Zum Artikel: Zyklisches Üben - Überraschende Erkenntnisse aus 6 Monate musikalischer Selbsterfahrung
In 5 Schritten zum musikalischen Zyklustracker
Ein Zyklustagebuch ist etwas sehr individuelles und es gibt daher auch kein Rezept, das für alle Frauen funktionieren wird. Meiner Erfahrung nach sollte der Tracker so gestaltet sein, dass das Ausfüllen möglichst wenig Zeit und Energie benötigt. Hilfreich ist es, wenn er visuell gestaltet ist, das heißt Zusammenhänge zeitlich sortiert und Unterschiede mit Farben oder Symbolen gekennzeichnet sind. Besonders viele musikalische Erkenntnisse bekommt man, wenn man das Zyklustagebuch mit einem Practice-Journal verknüpft. Mehr dazu, wie man ein Practice Journal führt, bald. Stay tuned!
Schritt 1: Selbstbeobachtung und interessierende Merkmale sammeln
Als erstes solltest du dir überlegen, welche Beobachtungen für dich eine Rolle spielen oder interessant sind. Vielleicht hast du schon Erfahrung, ob und welche psychischen und körperlichen Symptome immer wieder bei dir auftreten (auch wenn du bisher nicht denkst, dass sie mit dem Zyklus zu tun haben). Auch musikalisch kannst du dir Gedanken machen, ob etwas besonders wichtig für dich ist, in den Tracker mit aufzunehmen. Bei mir ist es zum Beispiel das Gehör. Es kann aber auch etwas anderes sein, z.B. bei Blasinstrumentalistinnen die gefühlte Menge an Atemluft oder die Minuten oder Stunden sinnvollen Übens.
Schritt 2: Merkmale nach Themen sortieren
Schritt 3: Eine Legende festlegen
Schritt 4: Ein Stimmungsbarometer erstellen
Schritt 5: Tracker regelmäßig ausfüllen und adaptieren
Als Inspiration könnt ihr euch an dieser Vorlage orientieren, die ich basierend auf meinem Tracking für euch erstellt habe.
Vorlage Musikalischer Zyklustracker (PDF Download)
Ich empfehle jeder von euch jedoch sehr, euch euer eigenes, individuelles Zyklustracking zusammen zu stellen. Aus zwei Gründen: zum einen ist jede Frau und jeder Zyklus individuell. Was für mich wichtig ist zu tracken, kann für jemand anderen völlig irrelevant sein. Auch das Design ist natürlich sehr persönlich. Zum Anderen investiert man durch das Erstellen eines solchen Trackers viel mehr Gedanken und Energie in den Prozess, sodass man automatisch mehr motiviert bleibt das Tracking anschließend auch durchzuführen. Besonders, wenn man es in Handschrift tut - es ist dadurch gleichzeitig eine künstlerische Arbeit.
Probiert es mal aus! Überraschung garantiert! :-)
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