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AutorenbildDr. Teresa Wenhart

Positive Psychologie für Musiker und Musikerinnen

Aktualisiert: 14. Okt. 2023

Die positive Psychologie ist ein Bereich der Psychologie der sich mit der Steigerung des Wohlbefindens und des Glücks befasst. Forschungsergebnisse aus dem Bereich zeigen, welche Verhaltensweisen und Gedanken ("Affirmationen") Glück, Wohlbefinden, Gesundheit und auch Erfolg steigern können. Hier sind 10 Tipps für Musiker:innen, wie sie positive Psychologie für sich einsetzen können.


Positive Psychologie für Musiker:innen


1. Dankbarkeit praktizieren:

Das regelmäßige Praktizieren von Dankbarkeit kann Zufriedenheit und Glück steigern. Wer einen Kalender oder ein Übe-Tagebuch führt, kann zum Beispiel gut jeden Tag in einem Feld oder einer Spalte etwas eintragen, für das man dankbar ist. Zum Beispiel eine bestimme Freundschaft, eine bestimmte, schöne Situation an diesem Tag, eine allgemeine Lage wie Gesundheit etc.


2. Ziele und Fortschritte festhalten:

Meistens konzentrieren wir uns auf das, was wir nicht nicht können, oder schlimmer - was andere besser können. Konkrete Ziele festzulegen und jeden Tag, einmal pro Woche oder einmal im Monat festzuhalten, was man erreicht hat oder gut kann, hilft, sich die eigenen Stärken positiv vor Augen zu führen und sich auf die eigene Entwicklung zu konzentrieren. Für die Selbstreflektion - was kann ich gut, wo muss ich mich noch verbessern - ist es zudem wertvoll. Konkrete Ziele sind auch für einzelne Konzerte eine sehr gute Idee.


3. Sich auf das Positive konzentrieren

Damit ist kein blinder Optimismus gemeint oder Schön-Rederei. Doch fast jede Situation und jede Person hat ihre positiven Seiten. Und sogar jede Eigenschaft. Jemand, der sehr chaotisch ist, ist vielleicht auch zeitlich besonders flexibel. Jemand, der sehr vergesslich ist, ist dafür aber auch nicht besonders nachtragend etc. Eine internationale Karriere bringt vielleicht viel Ruhm, aber auch viel mentalen Stress und wenig Zeit für Privatleben.


4. Achtsamkeit üben

Achtsamkeit und Mediation können helfen, Stress zu reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Man sollte diese Übungen jedoch regelmäßig machen, um auch in akuten Situationen einen Nutzen davon zu haben. Am besten wiederholt zur selben Zeit, z.B. jeden Abend, oder immer bevor man mit dem Üben anfängt, oder am selben Ort, z.B. auch im Zug oder Flugzeug, wenn man dort besonders viel Zeit hat.


5. Positive soziale Beziehungen pflegen: Enge Beziehungen zu Freunden und Familie sind nicht nur wichtig für die aktuelle Gesundheit und die mentale Unterstützung, sondern auch langfristig. Menschen mit einem guten sozialen Netzwerk altern gesünder und leben länger. Insbesondere psychologisch positiv wirken dabei Verhaltensweisen wie Verzeihen, Solidarität und prosoziales Verhalten. Menschen, die anderen helfen, fühlen sich wertvoll und diesen näher. Das stärkt die Bindung und schüttet positive Botenstoffe im Gehirn aus. Bindung an andere Menschen ist außerdem ein menschliches Grundbedürfnis.


6. Krisen als Chance sehen

Veränderungen wie Trennungen, Verluste oder berufliche Krisen gehören zum Leben. Meistens sind sie jedoch auch eine große Chance für Veränderungen, persönliche Entwicklung und Wachstum. Welche Gelegenheit ergibt sich für mich nun dadurch? Wie kann ich wachsen?


7. Selbstmitgefühl praktizieren Negative und unkonstruktive Selbstkritik sollte man nicht nur in Gegenwart anderer vermeiden, sondern auch wenn man mit sich alleine ist. Fast alle Menschen reden zu sich selbst in Gedanken besonders abwertend und haben viel höhere Ansprüche an sich selbst als an alle anderen. Das abzustellen braucht viel Übung. Ein erster Schritt kann sein, diese Gedanken zu bemerken, und sich zu fragen, ob man sie auch einem sehr guten Freund genau in der Wortwahl sagen würde. Sich selbst wie einen guten Freund zu behandeln und entsprechend zu sich zu reden ist dann der nächste Schritt.


8. Sinn und Bedeutung finden

Was ist mir im Leben wirklich wichtig? Verfolge Ziele und Aktivitäten, in denen du ein Gefühl von Sinn und Bedeutung hast. Ganz nach dem Motto "Andere gibt's schon genug" sollte jeder herausfinden, was den eigenen Zielen, Interessen und Neigungen entspricht.


9. Positive Affirmationen

Unsere Gedanken steuern, wie wir uns fühlen. Besonders wenn innerlich negative Stimmen aufkommen, hilft es, ihnen Positive Gedanken und Imaginationen entgegenzusetzen z.B. "Fehler sind Teil des Lernprozesses", "Kein Mensch ist perfekt und ich muss es auch nicht sein", "Ich bin gut genug", "Jeder Tag/jedes Konzert ist eine neue Chance", "Ich bin <positive Eigenschaft einsetzen>"


10. Die eigenen Stärken leben

Es hilft wenig, nur die Dinge optimieren zu wollen, die man nicht gut kann oder sich in Situationen aufzuhalten, zu deinen man nicht passt. Viel besser ist es, die eigenen Stärken einzusetzen, um weiter zu kommen. Manchmal ist man sich der eigenen Stärken gar nicht so bewusst. Es kann sehr wertvoll sein, das eigene Umfeld mal dazu zu interviewen, und um ein differenziertes Bild und genaue Spezifikation zu bitten. Vielleicht ist man zum Beispiel im Orchester sehr angespannt und gestresst, aber man kann sehr gut Konzerte organisieren oder empathisch unterrichten?



 

Quellen und weiterführende Literatur:


Bierhoff, H. W., Rohmann, E., & Frey, D. (2011). Positive Psychologie: Glück, Prosoziales Verhalten, Verzeihen, Solidarität, Bindung, Freundschaft. Sozialpsychologie–Interaktion und Gruppe, 81-105.

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