Die SMART-Methode beschreibt, wie Ziele definiert sein müssen, damit sie psychologisch motivierend wirken effektiv verfolgt werden können. Wie kann man als Musiker:in die SMART-Methode für den eigenen Erfolg einsetzen und nebenbei Motivation lernen und Selbstzweifel abbauen?
Die SMART-Methode wird häufig in verschiedenen Bereichen, einschließlich Management, Projektplanung und persönlicher Entwicklung, verwendet. Das Akronym "SMART" steht für eine Projekt- und Personalmanagement-Methode zur Formulierung von Zielen, die klar, präzise und effektiv sind. Es hilft dabei, Unklarheiten zu vermeiden und den Erfolgsweg zu gestalten. Musiker:innen sind - im Studium sowieso aber auch später im Beruf - häufig selbstständig oder müssen zumindest ihre Projekte und ihr Übepensum selbstständig organisieren. SMARTe Ziele können dabei helfen.
Jeder Buchstabe in "SMART" hat eine spezifische Bedeutung:
SMART - was sind psychologisch motivierende und effektive Ziele?
S - Spezifisch (Specific)
Ein Ziel sollte konkret und klar formuliert sein. Es sollte genau beschreiben, was erreicht werden soll, damit keine Verwirrung darüber besteht. Ein vages Ziel wie "Erfolgreich sein" oder "besser werden" ist nicht spezifisch, während "Innerhalb eines Jahres ein Album mit zehn selbstgeschriebenen Songs veröffentlichen" spezifisch ist. Spezifische Ziele können dabei sowohl allgemeiner Natur sein, z.B. auf bestimmte Aspekte der Karriereentwicklung ausgerichtet sein (z.B. Bühnenpräsenz bei Soloauftritten verbessern, Atemtechnik bei schnellen Stücken verbessern), oder sich auf konkrete Projekte beziehen ("Takte 14-26 in Stück XY auswendig lernen").
M - Messbar (Measurable)
Ein Ziel sollte messbar sein, was bedeutet, dass es quantifizierbar ist und der Fortschritt überprüft werden kann. Es ermöglicht, den Grad des Erfolgs zu ermitteln. Zum Beispiel ist "den 1. Satz der Sonate auf 6o/Minute auswendig spielen können" ein messbares Ziel.
A - Erreichbar (Achievable)
Ein Ziel sollte erreichbar sein und realistisch in Bezug auf die Fähigkeiten und Ressourcen sein, die zur Verfügung stehen. Es ist wichtig, Herausforderungen anzunehmen, aber unrealistische Ziele können frustrierend sein. Zum Beispiel könnte das Ziel, "weltweit berühmt zu werden", möglicherweise nicht sofort erreichbar sein :-). Studierende sollten den Punkt "Erreichbarkeit" am besten mit ihrer Lehrperson besprechen, um geeignete Ziele verschiedener Dauer (Woche, Monat, Jahr etc.) festzulegen.
R - Relevant (Relevant)
Ein Ziel sollte relevant und bedeutungsvoll für die eigenen, langfristigen Pläne und Werte sein. Es sollte in den Kontext Ihrer größeren Ziele passen. Zum Beispiel ist es relevant, "Intonation im Stück XY zu verbessern", wenn man dieses Stück in einer Prüfung oder einem Konzert spielen muss, oder "Orchesterstellen zu lernen", wenn man sich auf Orchesterstellen bewerben will.
T - Terminiert (Time-bound)
Ein Ziel sollte ein festgelegtes Enddatum haben, um einen klaren Zeitrahmen für die Zielerreichung festzulegen. Dies hilft, die Motivation aufrechtzuerhalten und den Fortschritt zu überwachen. Zum Beispiel könnte das Ziel "bis zum 31. Dezember dieses Jahres" ein terminiertes Ziel sein. Noch besser ist es, wenn Ziele nach Relevanz geordnet und je nach ihrer Grösse in Teilziele unterteilt werden.
Selbst-Reflektion und Anpassung
Es macht sehr viel Sinn, sich die selbst oder mit der Lehrperson definierten Ziele aufzuschreiben, zum Beispiel in einem Übe-Journal oder auf den Notizseiten eines Kalenders. Sinnvollerweise wird zwischen langfristigen Zielen (Monate, Jahre), und kurzfristigen Zielen, die z.B. notwendig sind, um ein Stück für ein Konzert in 3 Wochen bühnenreif zu bekommen, unterschieden. Ich empfehle sehr, kurzfristige Ziele wöchentlich zu planen und am Wochenbeginn jeweils über die Ziele der letzten Woche zu reflektieren: Welche Ziele habe ich erreicht? Welche nicht, oder nur teilweise? Welche waren eventuell zu einfach oder zu schwierig (zu gross, zu langfristig), welche waren gar nicht messbar? Darauf aufbauend kann man schliesslich die Ziele der nächsten Woche festlegen - Projekt-Deadlines immer im Blick. Ihr werdet schnell feststellen, dass dieses Vorgehen nicht nur das Üben effizienter gestaltet, denn sofern man sich an die SMART Regeln hält, weiss man - einmal geplant - genau, was man die Woche zu tun hat. Langfristige Ziele können z.B. monatlich evaluiert und reflektiert werden (Was war gut, was muss ich verbessern, was ist noch offen?). Nach dem Definieren der Ziele folgt der nächste Schritt: Mit welchen Techniken, Aufgaben oder Übemethoden erreiche ich diese Ziele?
Positive psychologische Nebeneffekte
1. Gesteigerte Motivation:
Das Festlegen klarer und erreichbarer Ziele kann deine Motivation steigern. Wenn du Fortschritte und Erfolge siehst, bist du eher motiviert und engagiert, dein Musiktraining fortzusetzen.
2. Verbessertes Selbstwertgefühl:
Das Erreichen deiner Ziele, selbst kleiner Ziele, kann dein Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen steigern. Es stärkt den Glauben an deine Fähigkeiten und fördert ein positives Selbstbild.
3. Reduzierter Stress:
Ein Plan und klare Ziele können den mit dem Musizieren verbundenen Stress reduzieren. Du fühlst dich eher in Kontrolle über deinen Fortschritt, was die Angstpegel senken kann.
4. Verbesserte Aufmerksamkeit und Konzentration:
Das Setzen von SMART-Zielen erfordert, dass du dich auf konkrete Aufgaben konzentrierst. Dies kann deine Fähigkeit zur Konzentration während der Übungseinheiten verbessern und diese produktiver gestalten.
5. Gefühl der Erfüllung:
Das Erreichen deiner Ziele gibt dir ein Gefühl der Erfüllung und Zufriedenheit. Dieses positive Gefühl kann dich motivieren, noch mehr Ziele zu setzen und zu erreichen.
Viel Erfolg! :-)
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